Sonntag, 23. Oktober 2011

München erlaubt das Verbieten von Alkohol

Manche Dinge lassen sich nüchtern betrachtet kaum ertragen: Auch die Deutsche Bahn, die die S-Bahnen im Münchner Großraum betreibt, hat sich nun dazu entschlossen, Alkohol in den Zügen nicht zu dulden. Ab 11. Dezember ist Biertrinken im gesamten MVV untersagt. Seit 2009 gilt dies schon für U-Bahnen, Busse und Trambahnen in München, nun wird auch diese Lücke geschlossen.

Leider.

Persönlich ärgert es mich natürlich, dass ich nicht mehr ein mit einem Bierchen in der Hand eine S-Bahn-Fahrt genießen kann. Denn das Alkoholverbot ist ein Eingriff in den privaten Lebensstil, der einen entscheidenden Nerv individueller Selbstbestimmung trifft.

(Das geschieht ausgerechnet in einer Stadt, die jährlich mit dem Oktoberfest die größte Sauforgie der Welt ausrichtet und damit implizit den Vollsuff gutheißt. Oder ist es etwa schon wieder egal, dass die kleinste Trinkeinheit ein Liter ist? Aber man darf ja nicht an wichtigen wirtschaftlichen Standbeinen herumnörgeln ... )

Als Schutzbehauptung für die rollende Partial-Prohibition wird gern die Zahl der Jugendlichen hergenommen, die sich schon auf dem Weg zu ihren Vergnügungsorten in Clubs etc. in Stimmung bringen müssen. Jugendschutz also? Wohl eher nicht. Da sie in den Umfragen so viele Leute aus ästhetischen Gründen, einer Art Vermeidung von Fremdschämen beim Anblick Alkoholkonsumierender also, als Pro-Prohibitionisten outeten, ist wohl eher ein Schutzreflex der bürgerlichen Art der Urheber.

Alkoholverbot in Münchner S-Bahnen

Hinzu kommt der Verdrängungsreflex: Dass hier eine geistig nicht jung gebliebene Generation sich durch eine pädagogisierende Gesetzgebung in Volkserziehung übt, ist die offensichtlichste Triebfeder. Es geht schließlich darum, "anstößige" Dinge aus der öffentlichen Wahrnehmung zu drängen, ja, zu verdrängen.

Getroffen wird gerade die Jugend, die gerade miterlebt, dass ihnen jene Generation, die gerade auf ihre Kosten alle ökologischen Ressourcen verbraucht, ihnen durch ihren Verschuldungswahnsinn jede ökonomische Zukunft raubt, ihnen frech auch noch Leistungsforderungen bei gleichzeitig unbezahlbaren wie demontierten Bildungseinrichtungen stellt - und dann die Chuzpe beweist, ihnen auch das bisschen Spaß noch zu versauen, das sie davon ablenkt, ihre düsteren Zukunftsaussichten ein bisschen schönzutrinken und ihre Jugend zu genießen.

Volkswirtschaftlich ist der Nutzen der Anti-Trinkgesetzgebung anzuzweifeln. Eigentlich ist den Befürwortern zu unterstellen, dass sie nur die Wünsche eines Bevölkerungsteils befriedigen, um einen anderen Bevölkerungsteil zu gängeln. Wie bei den Nichtrauchern: Man erlaubt dem anderen nicht, was man sich selbst verbietet.

Dass der Alkoholmissbrauch von ganz allein abnimmt und die Exzesse keine Gewalttätigkeiten zeitigen, benötigt ein bisschen mehr Anstrengung als die heiße Luft einer Verbotsinflation, wie sie derzeit rund um den Alkohol stattfindet. Man muss sich halt nur anstrengen. Bildungsschancen. Berufliche Erfüllung. Überhaupt ein Job, der einen ernährt. Hier sind zu viele arm, weil ein paar wenige ihnen zu viel vorenthalten. Darauf trinke ich nicht. Höchstens auf die Verbote scheiße ich.

Ein Link:"Die Zeit" hat einen sehr guten Kommentar zum Alkoholverbot veröffentlicht.

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