Montag, 5. Oktober 2009

Verheidigt und Gepetert

So. Die Show ist vorbei. Bis die Tage. Ohne "Uh! Ah! I Wanna Know..." Das Oktoberfest wird wieder abgebaut. Zu den nervösen, hupenden Parkplatzsuchern in den Abendstunden in den Innenstadtviertelstraßen gesellen sich keine nervösen, hupenden Oktoberfestgäste mehr (die zwar mal locker an einem Abend mehr als hundert Euro rausblasen können, aber fürs Park-and-Ride-Ticket zu geizig san). Egal. Vorbei für ein Jahr. Nur noch ein paar dunkle Flecken auf den Trottoirs zeugen von den Kotzorgien, die das Gebräu und der Festfraß anrichteten, denn wie jedes Jahr erwies sich die in München zu Gast seiende Welt als lernunfähig, mit Bierquantitäten würdevoll umzugehen. Was soll's, vorbei is vorbei. Und immer mehr Festgäste sehen das Spektakel als einen Vroni-und-Seppl-Karneval, als ein Chaos der verheidigten und gepeterten Sorte, bei dem eine ganz eigene Art von Frackzwang herrscht. Und ganz ehrlich: Alles kann ich dem Oktoberfest und seinen Gästen verzeihen, aber nicht letzteres.

Mein lieber Kollege, Gentle Rocker, hatte es treffend zusammengefasst, und da möchte ich mich gerne anschließen: Auch mich haben manche Anfragen nach meiner Lederhosenresistenz in eine ungewohnte Verteidigungshaltung gepresst, die mir so vorher nie bewusst wurde. Ich möchte es mal vorsichtig ausdrücken: Ich liebe es zu saufen. Ich liebe es, wie ein Prolet vom Leder zu ziehen und es saumäßig krachen zu lassen. Ich liebe es, Gassenhauer mitzugröhlen (ok, am liebsten, wenn sie von den Ärzten, den Hosen oder Motörhead sind. DJ Ötzis gecovere muss net wirklich sein). Aber ich liebe es nicht, mich dazu zu verkleiden. Das hat nicht einfach in einem Uniformitätsunwillen seinen Ursprung, sondern leider in meinen Respekt vor den Lebensumständen der Menschen und den daraus erwachsenden Traditionen.

Nehmen wir mal die Tracht, die in Bayern keineswegs historisch ist, sondern höchstens historisierend, quasi ein Kompromiss am Ende eines Volkskundlerkongresses. Wenn sie jemand anzieht, der hier zu Hause ist, dann wird sicherlich nicht das Oktoberfest der einzige Anlass im Jahr sein. Dann wird vielmehr die Tracht wichtig genug sein, dass sie auch wirklich aus der Gegend kommt und nicht aus dem Landhausmodeshop, der nur zur Wiesn-Zeit aufmacht. Es macht nämlich schon einen Unterschied, ob Bursch und Madel in Werdenfelser oder Berchtesgadner Hosn oder Dirndl auf die Wiesn geht. Oder die anderen Formen, die nach Orten und Landstrichen benannt sind.

Tracht ist ja etymologisch dem Wort "tragen" sehr nah verwandt. Einmal im Jahr zum Oktoberfest "tragen" sollte damit eigentlich nicht gemeint sein. Es mutet dann doch etwas seltsam an, wenn ein Informatiker aus Berlin eine Lederhose (99 Euro aus dem Trachtenoutlet am Flughafen!) anzieht und dann im Bierzelt etwas von "Ick will a Mass" zur Bedienung bayert. Neben ihm meint die Marketingfachkraft, sie sähe im rosa Mini-Dirndl süß aus, wenn sie aus ihrem blondierten Pferdeschwanz zwei Zöpferl flicht.

Von den eingangs angesprochenen Begleiterscheinungung des Oktoberfests, abgesehen von der Verunhöflichung der Menschen im Umgang miteinander, vom schiach Angucken bis zum Totstiefeln, ist der aus Unkenntnis begangene Trachtenterror die wohl mieseste Verfehlung, die zur Wiesnzeit begangen werden kann. Schauen wir uns das mal näher an: Noch vor wenigen Jahren war die Welt in Ordnung, da nähten einige wenige Hersteller in Bayern die Trachten, die für autentisch gehalten und daher so gern zur Wiesn getragen werden. Mit dem zunehmenden Erfolg der Wiesn und der reziprok abnehmenden Sachkenntnis in Trachtenmode bei Zuagroastn und anderen in München nur Arbeitenden entstand ein Geschäftsfeld namens McSepp und McDirnd: Weil ja jeder Tourist und jeder Gastarbeiter (nein, ich meine auch den Informatiker aus Berlin, den Diplom-Kaufmann aus Ibbenbüren und den SEO aus Coburg!) unbedingt als Bayer zum Oktoberfasching gehen muss, ergab es sich eben, dass das ganze Getrachtel kommerzialisiert und vor allem industrialisiert werden musste. Und daher werden heutzutage die Lederhosen für den Sepp und die Dirndl für die Vroni nicht mehr in Berchtesgaden oder am Tegernsee oder im Werdenfelser Land gefertigt, sondern in Hongkong, Taiwan, Bangladesch, Malaysia, Thailand und Korea. Bald bestimmt auch in Shanghai und Peking, denn der traditionsbewusste Festlandchinese kauft nur festlandchinesische Ware, wenn er zum Oktoberfest fährt. Die Fernostproduktion hatte zur Konsequenz, dass die Trachten nicht unbedingt autentischer, dafür aber umso billiger wurden; und dass die Verkleidungshemmschwelle unterschritten wurde. (Wenn ein Dirndl so viel kostet wie ein Hexenkostüm zu Halloween, dann scheiß doch auf Coco Chanel und die Differenzierung weiblicher Formen, her mit der weiblichsten aller Silhouetten.) Eine weitere Konsequenz allerdings war, dass viele Lederhosen- und Dirndlhersteller in der Region vom Oktoberfestboom der letzten Jahre nur die Schattenseite mitbekamen: Die "echten" Trachten waren teuer und wurden vom verkleidungswütigen Oktoberfestfremdpublikum nicht gekauft. Ihre Käuferschichten wanderten allerdings zu den Oktoberfestshops ab, weil diese die "richtige" Trachtenmode über den Septembertand für Touristen querfinanzierten. Dadurch fielen die Preise. Folge: viele Hersteller konnten nicht mehr mithalten und machten dicht. Mit ihnen die Boutiquen auf dem Land, weil die geldschweren Touriströme an ihnen vorbeiflossen.

Gerade überlege ich mir, ob ich den nächsten Monatslohn in eine fränkische Tracht anlegen sollte... anyway: Ich gehe jetzt zum Kühlschrank und hole mir noch ein Bier.

Montag, 28. September 2009

Boooorrrruuuuuuusssssiiiiiiiaaaaaaaaa!!!

Es gab mal eine Zeit in Deutschland, da erhielt man auf die Frage, ob man die gegenwärtige Regierung gewählt habe, ein hastiges "Nein", sobald man den Bürger auf der Straße oder am Stammtisch fragte. Es wollte einfach keiner gewesen sein. Und auf die Frage, ob man sie wieder wählen würde, erhielt man die gleiche Antwort. Trotzdem wurde Helmut Kohl für vier Legislaturperioden gewählt, auch wenn offensichtlich keiner für ihn stimmte. Es ist mit der gestrigen Wahl schon jetzt absehbar: In ein paar Monaten will es auch keiner gewesen sein, wenn man nachfragt.

Wenn aus Hartz IV mal schnell ein Hartz V wird, weil sich kein Staat die Arbeitslosen leisten kann, wenn die Kurzarbeitsprogramme nächsten Monat auslaufen und sich die Betriebe ihres Personalstamms entledigen. Wenn die ersten Uralt-Meiler wieder ans Netz gehen, um die Stromautos der Reichen mit Saft zu versorgen. Wenn der "Bildung-für-alle"-Slogan sich entlarvt mit dem Zusatz "die es sich leisten können".

Am Wahlabend war ja mein erstes Gefühl: "Borussia". Aber die Blogosphäre hat einige bessere Vergleiche gefunden. Tigerentenclub oder Biene-Maja-Koalition sind ja ganz nett. Ich würde aber lieber auf "Wespennest" taufen.

Jetzt wird ein gutes Drittel der SPD-Abgeordneten ihr Büro räumen müssen. Ehrlich gesagt, mir tut es nicht Leid um sie. (Schade, dass sie nicht in den Genuss von Hartz-IV kommen, wäre so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit.) Schade um Ihre Mitarbeiter im Abgeordnetenbüro.

Sonntag, 27. September 2009

Dienstag, 22. September 2009

Parteipolitisch angenervte Generation

Ein schlauer Journalist hat es einmal folgendermaßen formuliert: Die Leute seien nicht politikverdrossen, sondern politikerverdrossen. Dem stimme ich ohne Vorbehalte zu. Augenblicklich stellt sich die Demokratie in Deutschland als ein Jahrmarkt der Beliebigkeiten dar.

Insbesondere die beiden Volksparteien wetteifern darin, es möglichst jedem recht machen zu wollen, während die kleineren Klientelparteien in ihrem prozentualen Größenwahn an richtungspolitischer Unschärfe hinzugewinnen.

Die SPD ist eine feige alte Tante geworden, die sich in Bauchschmerzen flüchtet, wenn sie mal was richtig machen soll. Unverzeihlich: Die SPD hat mit Hartz IV ein Programm geschaffen, mit dem Arme ärmer und Reiche reicher werden (denn die Antragstellenden müssen erst das, was sie noch besitzen, veräußern und das damit erzielte Geld erst aufbrauchen - nur Banken verdienen daran). Noch unverzeihlicher: Sie tut so, als wäre das ein Fortschritt.
Die Linke ist ein Stalinistenhaufen, der überall dort, wo er mitregiert, genau das tut, was die Parteibasis (wahrscheinlich sogar programmatisch?) garantiert nicht gewollt hat. In Sachen Freiheit zu nix zu gebrauchen.
Die FDP ist in der jetzigen Bankenkrise doch wohl eher der Bock, den kein zurechnugsfähiger Mensch als Gärtner haben möchte.
Die CDU ist mit ihrer fixen Idee, die Demokratie bundesrepublikanischer Prägung in einen Strafstaat im foucaultschen Sinne zu verwandeln, nicht einfach nur eine konservative Partei, sondern ein galleschäumender Pöbelhaufen aus dem finstersten Mittelalter.
Die CSU ist seit ihrer Opposition zur CDU nicht mehr für voll zu nehmen.
Die Grünen: Was von ihnen zu halten ist, zeigen die Gedankenspiele, sogar mit einer CDU regieren zu wollen.

Hab ich wen vergessen über 5 Prozent? Wählbar ist keiner...



Und jetzt alle so: Yeah!!!

Dienstag, 15. September 2009

Wir sind verdächtig!

Es ist doch wieder einmal nötig, dass wir an bestimmte Realitäten erinnert werden, die sich einfach nicht leugnen lassen. Nachdem uns der Herr Lehmann schon darüber aufklärte, dass jeder ein Terrorist ist, dürfen wir sehr dankbar darüber sein, dass wir durch ihn endlich wissen, warum es überall vor lauter Stoppschildern im Internet wimmelt. Danke!

Donnerstag, 20. August 2009

Heute heißester Tag des Jahres!

Sagen die Meteorologen. Ab jetzt kann es ja nur noch kühler werden. Hier eine kleine Stimmung vom zweitheißesten Tag des Jahres, aufgenommen am gestrigen Abend auf dem Stachus:

Mittwoch, 19. August 2009

Durch scharfe Sachen aufgepeppte Gewöhnlichkeit

Eigentlich bin ich nicht unbedingt das, was der Münchner einen "Grantler" nennt, einen ewigen Brummler, der an seinen Mitmenschen herumnörgelt. Dazu fehlt mir die Amputation des Humanisten-Gens. Aber manchmal platzt mir einfach der Kragen, auch wegen absoluter Kleinigkeiten: Gestern war ich wieder mit Kind und Kegel und Schwiegermutter unterwegs gewesen, was sich darin erschöpfte, dass ich das ermattete und übermüdete Töchterchen von fünf Monaten mit viel Heiapopeitschi, Alle meine Entchen und dem Bibabutzemann über den Rotkreuzplatz trug, damit sie endlich einschlief. All das, um Gattin wie Schwiegermutter einen ruhigen Einkauf in der nahegelegenen Galeria Kaufhof zu ermöglichen. Was allerdings nach erfolgreichen Ständchen der kindlichen Art in der nahen Lieblingseisdiele folgte, hat mich mal wieder argst hyperventilieren lassen:

"Schoko, bitte."
"Mit schwarzem Pfeffer oder mit Chili?"
"Wie bitte?"
Kurz darauf:
"Ananas, bitte."
"Ist aber mit Chili."
"Nein, Ananas pur, bitte."
"Haben wir nicht."
"Ist in Kiwi auch irgendein Zeug, das da nicht reingehört?"
"Nein."
"Bitte eine Kugel Kiwi."

Zur Ehrenrettung meiner Lieblingseisdiele: Sie haben auch Sorten, wo geile Sachen drin sind, z.B. Pinienkern-Karamell oder Mohn. Was mir aber gegen den Strich geht, ist in letzter Zeit diese Manie, in so ziemlich alles irgendein Gewürz reinzuschütten, Hauptsache es ist grenzwertig und abartig und ist etwas, was man eher mit Bolognese, Thüringer Klößen oder Борщ assoziiert. Überall wird einem hoffnungslos überteuerte Schokolade in Designerdekopapier angeboten, wo Pfeffer, Chili, Rosmarin, Lavendel, Thymian oder sonst irgendein Kraut eingegossen ist. Grenzübertretungen empfinde ich grundsätzlich als vital für menschliches wie unmenschliches Fortkommen, aber bei dem Ganzen ist mir doch zu viel Mode dabei. Ganz gemein ist, dass bei den letzten Feierlichkeiten wie Geburtstag oder Weihnachten mindestens ein Geschenk mit solch einer Geschmacksverirrung dabei war, da muss ich mir den Vomitierstoff nicht auch noch im Alltag geben.

Ich kann genau benennen, wann diese Besessenheit angefangen hat: Seit diesem unseligen Johnny-Depp-Film meinen die Schokopanscher, jedes Gewächs in die Kakaomasse rühren zu müssen. Wenn es dann teuer genug verkauft wird, meinen Käufer wahrscheinlich, dass dies eine Delikatesse darstellt. Diese Second-Hand-Romantiker denken wohl auch, Schenken würde sinnlicher, wenn man so einem Mist präsentiert. Und jetzt schlussendlich für alle zum Mitschreiben: Wenn ich Schokolade mag, dann nur in folgenden Variationen:
  • Möglichst hoher Fettanteil wie in Nougat oder Milchschokolade (weniger als 30 Prozent Kakaoanteil!)
  • Möglichst hoher Kakaoanteil (höher als 80 Prozent, z.B. die 99% von Lindt.
Zwischen beiden Extremen geht gar nix, und schon gar nicht mit Beimengung von Soßenkuchen oder sonstigem Schnickschnack.

Frage an die Gemeinde: Bin ich jetzt zu unversöhnlich Entweder oder Oder? Oder gibt es tatsächlich jemanden, der sich an so einem Zeug erfreut?

Freitag, 14. August 2009

King Ken in München

Meinen Celebrity Clash musste ich erst mal verdauen. Urplötzlich taucht er vor mir auch. Schwiegereltern, Frau und Kind haben mal wieder gar nicht so schnell geschaltet, aber ich habe sofort reagiert und ein Erinnerungsfoto geschossen. Hier der Beweis, dass King Ken in München weilte, und zwar im Botanischen Garten, wo er wahrscheinlich den lauen Sommernachmittag genoss:



Da kann ich nur in Anlehnung an ein berühmtes Motto sagen: "Yes, King Ken!"

Donnerstag, 6. August 2009

Abgebrannt!

Kreative Wohnungspolitik oder die Kippe auf der Matratze?



Wer weiß schon, was da an der Bahnlinie an der Unterführung zur Nachtgalerie (Fußweg zwischen PricewaterhouseCooper und KVB) neulich los war. Aber wer auch immer in dem aus Müll zusammengezimmerten Verschlag hauste, ist nun richtig abgebrannt.



Dass Obdachlose meistens schlecht wegkommen, sollte einem zu denken geben.

Donnerstag, 30. Juli 2009

Shatner does Palin

Ich schmeiß mich weg: Der einzig wahre Captain T.J. Danny Hooker Crane Kirk rezitiert Sarah Palins Ergüsse aus ihrer Abschiedsrede - und es stellt sich heraus, dass es sich nicht um politische Rede handelt, sondern um zarteste Naturlyrik. Danke, Mr. Shatner für diese Facette aus dem Leben einer Dichterin, die die meisten für eine Politikerin halten:



Auch sehr großartig: Die Twitter-Posts von Gouverneurin Palin kommen aus dem Munde von William Shatner erst richtig zur Geltung. So hört es sich eben an, wenn ein professioneller Schauspieler, ein wahrer, ernster Mime solche Wortpracht intoniert. Fast könnte man traurig darüber sein, dass sie nicht Vizepräsidentin wurde, denn gerne hätte ich noch mehr alaskische Naturlyrik genossen. Aber nur, wenn Shatner sie rezitiert:




Nebenbei, wer Shatners größten Auftritt noch nicht kennt, sollte mal bei Youtube nach "Shatner Lucas" suchen: "From one star voyager to another".

Mittwoch, 29. Juli 2009

Krankheit! oder der analoge Sinn der Digitalisierung

Herrjeh, schon wieder so viel Zeit vergangen seit dem letzten Blogeintrag. Irgendwie habe ich das gefühl, dass ich das Lebensgefühl der "Generation Digital" nicht verinnerlicht habe: Ich werde nicht unruhig, wenn ich das Handy aus Schusseligkeit oder in der morgendlichen Eile zu Hause liegen lasse; im Gegenteil, ich genieße es, ohne diese Ausbeulung in der Jeans unterwegs zu sein, die mit Vibration andeutet, wenn wer was von mir will. Und ganz besonders ist es mehr als anregend, nach 9 Stunden E-Commerce-Alltag mit Affiliate-Marketing in einer Performance-Marketing-Agentur nur noch analog unterwegs zu sein. Noch mehr verblüfft es mich allerdings, dass ich in drei bettlägerig zugebrachten Tagen keinen Trieb drauf hatte, den Computer anzuschalten und die Bilder vom Wochenende aus der Kameraspeicherkarte rauszuziehen und einen Beitrag zu schreiben. Oder einen Statustwit (Lächerlich: "Die Nase läuft." Wären noch 124 Zeichen frei...)? So ganz bin ich von der digitalen Totalität nicht überzeugt (auch wenn ich "Accelerando" von Charles Stross doch sehr genoss). Schade, dass mich mein Ausflug nach Allach Bekanntschaft mit einem spontanen Regenschauer schließen ließ. Danach schien gleich wieder schadenfroh die Sonne, nur hat die totale Durchnässung eine scheinbar latent vorhandene Erkältung so richtig in den Vordergrund gerückt. Aber trotz der heraufziehenden Malaise war der analoge Sonntag mit permanentem Biergartenaufenthalt, am Vormittag mit der Familie, am Nachmittag mit dem Gentle Rocker (schönen Gruß an den Jäger und Sammler 2.0, freue mich schon auf die Fortsetzung) sehr inspirierend. Trotzdem waren die folgenden Tage mit papierner Lektüre (nach Accelerando Schnitzlers Traumnovelle) gut genug angefüllt. Fazit: Im Internet kann man nix verpassen. Es ist eh alles ständig da und läuft nicht fort. Also: Öfter die Kiste auslassen.

Dienstag, 14. Juli 2009

Maxvorstadt - das neue In-Viertel von München?

Glockenbachviertel ist ausgelutscht - meint die SZ und streckt schon mal die Fühler aus, welches das neue In-Viertel der Landeshauptstadt sein könnte. Auserkoren hat man die Maxvorstadt. Offensichtlich sind die Unkonventionellen und die Kreativen gerade auf der Flucht aus dem Glockenbachviertel, weil dort die Mieten dort langsam unerträglich hoch werden.

Aber mal im Ernst: rund um die Uni war die Maxvorstadt immer schon "in"!

Montag, 13. Juli 2009

Trainingseinheiten vom SEO-Coach

Ein SEO-Termin der besonderen Art: Mit dem Coach ins Dantestadion zum Spiel der Munich Cowboys gegen die Stuttgart Scorpions. Und die Cowboys haben just gegen ein Team gewonnen, von dem sie im Hinspiel noch heftigst vom Platz gefegt worden waren (30:0). Diesmal ließen sie mit 20:14 die Stuttgarter hängenden Kopfes vom Dantestadion-Rasen schleichen. Natürlich lag es an der SEO-Rasselbande, die sich unter Anleitung vom Coach einfand, und deren lautstarker Unterstützung :-)
Mehr Bilder gibt's bei Konseo, Sepita und
Tekka. Eine sehr schöne Zusammenfassung des SEO-Treffens gibt es beim John, dem Gentle Rocker zu lesen.

Der Coach erklärt und die Feinheiten seiner delikaten Strategie

Der Coach hielt nicht lange hinter dem Berg mit Trainerweisheiten und gab uns viele Fachausdrücke aus dem American Football mit auf den Weg (mir schwirrt noch ganz der Kopf vor lauter Quarterback, Run, Pass, Kick, First Down, Touchdown, 2-Point-Conversion und 1-Point-Conversion, Field Goal, Safety, Fumble, Interception, Clipping, Tackling, Tripping, Scrimmage Line, Snap...)

Passt es auf die Rübe?

Natürlich mussten wir das auch mal ausprobieren, und der Coach hatte ein paar Utensilien mit dabei. Zu unserer Überraschung passten die Helme auf jeden Kopf...

Gleich mal den Footballhelm aufsetzen

Shoulder Pads und Helm machen schon was her!



Gespannte Erwartung...




... und Angriff! Leider auf den Falschen...


Die Cowboys haben den Scorpions eins auf die Mütze gegeben!

... deshalb haben wir den Profis das Spielen überlassen.

Gespanntes Warten auf den Sieg

Geile Idee mit dem Treffen im Dantestadion. Danke Coach!

Donnerstag, 9. Juli 2009

Wohin mit dem Geld?

Geldanlage ist in der Krise natürlich eine heikle Sache. Die Frage, die sich stellt: Soll man nun eher konservativ anlegen, vielleicht sogar das gute alte Sparbuch wieder ins Auge fassen? Da kommnt natürlich nicht viel herum. Am Besten sucht man sich einen Experten für Finanzdienstleistungen und Geldanlagen. Wer mehr als 25.000 Euro Vermögen hat, kann dort einen unverbindlichen Vermögens-Check von Anlageberatern durchführen lassen.

Mittwoch, 20. Mai 2009

Oh Gott, in Deutschland leben 82 Millionen Terroristen!

Hilfe, ich will weg hier:

Du bist Terrorist from lexela on Vimeo.



Mehr als 82 Millionen! Das bedeutet, dass die Regierung, das Parlament, die Ministerien und die Polizei ebenfalls Terroristen sind! (Aber das wussten wir ja schon immer - schlimm nur, dass die es jetzt von uns glauben wollen!)

Dienstag, 19. Mai 2009

Kunst in Neuhausen - oder war Super Mario da?

Da war ich dann doch etwas baff beim Spaziergang mit Töchterchen durch die Donnersbergerstraße. Plötzlich reckten sich seltsame Röhren vor uns in die Höhe, auf die ich doch gleich den Sucher meiner Kamera richten musste.

Kunst in Neuhausen

Sicherlich grenzwertig, aber eindeutig Kunst. Vielleicht ein Protest gegen den unterbliebenen (oder zu heftig vorangetriebenen) Leitungsausbau? Oder war Super Mario da und hat ein paar Leitungen verlegt. Egal. Super. Es hat gefallen. In dieser Straße gibt es viel zu entdecken...

Montag, 18. Mai 2009

Was soll man von einer Stadt halten...

... die ihre Bürger auf Schritt und Tritt überwachen will und überall Videokameras installiert? Angstattacken sind sogar für Meinungsumschwünge gut: Ich kann mich noch sehr gut erinnern, als ich 2000 nach München zog und - nichtsahnend - im Bus mein Handy anschaltete, um eine Adresse herauszusuchen. Der Busfahrer machte ein Riesenspektakel und forderte mich zum Aussteigen auf. Argument: Die Handys störten die Elektronik und die übrigen Fahrgäste.

Neun Jahre später: Ein paar Idioten verdreschen U-Bahnfahrgäste. Jetzt soll es sogar in der U-Bahn möglich sein, mit dem Handy zu telefonieren. Man könnte ja Hilfe rufen, wenn ein retardierter Frustrierter und von aller Zukunft und Berufschance ausgeschlossener Aggressivling auf einen tadelnden Spießbürger eindrischt. Finden die Stadträte. Plötzlich kommt die Elektronik wieder mit der Handystrahlung zurecht.

Seltsam, aber sogar Biertrinken ist in Bussen, U- und Trambahnen neuerdings verboten. Und jetzt kommen wir wieder zum Thema zurück: Kameras wurden in Bussen und Trambahnen installiert. Sogar teilweise mit Bildschirmen.

Was in der Stadt so alles videoüberwacht wird, sah ich neulich am Ostbahnhof:

München überwacht seine Mülltonnen

Dieser Aufkleber befand sich auf folgendem Objekt:

München überwacht seine Mülltonnen

Was soll man von einer Stadt halten, die ihren Müll videoüberwacht?

Donnerstag, 30. April 2009

Kranwald: Schönheit der Trostlosigkeit

Schon krass, was in München alles gebaut wird. Was einen dabei am meisten aufregt ist das Wissen, dass für den Leerstand gebaut wird, denn solang es hier munter kriselt, werden all die schönen Büroräume nicht voll. Oder die Hotels, die in der Arnulfstraße gerade gebaut werden. Wohnraum ist es, der fehlt, aber den will kein Investor anfassen. Hier an der DB-Schneise wird kräftig gebaut, z.B. das unselige Icade Premier soll hier mal stehen:

Sechs Stockwerke hoch: Icade Größenwahn
Ehrlich, ich kann mir nicht vorstellen, dass unsere Konsumgesellschaft, so wie sie jetzt ist, ungeschoren davonkommt und die Büroflächen genutzt werden können. Vielmehr ist das verbranntes Investorengeld. Eigentlich eine Frechheit. Hier ein paar Impressionen von dem, was grad in unserer Nähe verbaut wird:

Deine Bilder und Fotos in einer Slideshow auf MySpace, Knuddels oder deiner Homepage!alle Bilder dieser Slideshow anzeigen

Montag, 27. April 2009

Im Westen nix Neues: Alles Platte, oder was?

Wer meinte, die "Platte" sei ein Relikt der real existierenden Volksbeglückung durch die Einheitspartei gewesen, der hat noch nicht wahrgenommen, dass der Westen noch lange kann, was der Osten schon längst aufgegeben hat: Plattenbauten. Und wer meint, nach dem Zusammenbruch sozialistischen architektonischen Selbstwerts sei die Schönheit am Bau wieder eingezogen, der hat München noch nicht besucht. München hat sich einige Schönheiten der Plattenbauweise reserviert, z.B. zwischen Daglfing und Englschalking. Neulich, beim Vorbeifahren mit der S-Bahn, meinte ein Ex-Bauarbeiter im Gespräch, in München werde "nicht mehr gebaut, sondern gepuzzelt": Fertigbauteile werden zusammengegossen, und basta. Sieht man momentan gerade an der Donnersbergerbrücke. Aber ich würde das nicht Plattenbauweise nennen, sondern Steckerlfischbau.

Mittwoch, 22. April 2009

Weiße Weste

[Folgender Post ist eine Übernahme aus dem inzwischen gelöschten Blog muenchnergsindl.blogspot.com]

Haben Unternehmen Humor? Können sie das, oder ist das nur die Humorsumme aller Mitarbeiter, von der Putzfrau über den Azubi und Facharbeiter bis hin zum Manager und Geschäftsführer? Manchmal verfalle ich bei meinen Spaziergängen durch München solchen Überlegungen, besonders in jenem Fall, als ich neulich zwischen Königsplatz und Odeonsplatz die Brienner entlangschlurfte.
Denn was ich dort sah, erstaunte mich doch sehr: Die Siemens-Zentrale im weißen Gewand!
Siemens Headquarters
Mal ehrlich, selbst Christo hätte das nicht besser hinbekommen. Besonders finde ich, dass die weiße Weste des Hauses einen netten Kontrast zu den schwarzen Kassen bilden könnte. Aber da bin ich auch schon wieder am Ausgangspunkt: Das war bestimmt ernst gemeint!

PS: Mein Kaffee, den ich mir im Literaturkaffee genehmigte, hatte ein weißes Häubchen. Spaziergänge inspirieren ungemein.

Landeshauptstadt München

Was gibt's dazu noch zu sagen? Landeshauptstadt. Laptop und Lederhose. (Fast) jedes Jahr eine Meisterfeier, die langsam quälende Routine ist. BMW. Ude. Backstage. A bisserl zuviel Kultur und Schickimicki. Die Spekulanten fressen sich langsam in bisher unberührte Münchner Biotope hinein (nachdem schon Schwabing, Neuhausen und Haidhausen versaut wurden, gibt's den Generalangriff auf Sendling: Reinmieten, Bude übernehmen, "sanieren", Mieter rausekeln, Anwälte und Ärzte zur Wohnungsbesichtigung einladen. Meine Güte, Haidhausen hat schon eine Kinderhortdichte für Besserverdienende wie der Prenzlauer Berg!). Ja, liebe Leute, ich wünsche München Berliner Verhältnisse! Aber erfreulich, es gibt schon viel Leerstand. Das kann Quadratmeterpreisen um durchschittlich 12 Euro ganz gut tun und für viel Maklergeheul sorgen. Mal ehrlich: Im Boomjahr 2000 war ich in München auf Wohnungssuche. Da begab es sich, dass eine Wohnung in der Theresienstraße zur Besichtigung stand. Nichtsahnend kam ich aus dem U-Bahnschacht ans Tageslicht, da sah ich schon die Interessenten auf der Straße Schlange stehen. Die reihten sich ein, zwanzig Meter auf dem Trottoir, um die Ecke rum noch mal zwanzig Meter, die Treppe hinauf ins Hochparterre, wo der Vermieter Selbstauskunftszettel verteilte. Die Not und die Hoffnung trieb mich zur Massenwohnungsbesichtigung und zur Selbstauskunft. Damals wurden nur solvente Siemens-Mitarbeiter als Mieter genommen. Heute ist das ja Dank der großen Konzerne und deren Personalpolitik nicht mehr so. Jetzt bekommt man hier schon sehr gute Wohnung für Quadratmeterpreise unter 10 Euro. Und Siemens-Mitarbeiter sind nicht mehr so gern gesehene Mieter, weil deren Jobs nicht mehr so lange Halbwertszeiten aufweisen wie der Rest des Arbeitsmarkts.
Aber wollen wir mal nicht so sehr ätzen. München ist schön, die Bayern einsilbig, die MVG funktioniert, wenn es keine Störungen gibt, es gibt Biergärten ohne Maurerbrause von Augustiner (ganz recht, ich find das Zeug widerlich, ich stehe sowieso mehr auf Kellerbier) und man gewöhnt sich mit der Zeit an die unfreundlichsten Autofahrer Europas. München ist schön!

Hallo Welt

Dies ist nun der erste Eintrag im neuen Blog. Im Ernst, eigentlich sind schon Beiträge in "diesem" Blog erschienen - aber unter muenchnergsindl.blogspot.com. Diesen Gsindlblog über München eröffnete ich ganz naiv und unwissend und dachte, dies wäre ein hypsches Wortspiel. Dann stieß ich aufs Münchner Gsindl! Die hatten nun wirklich die älteren Rechte, und ich fragte mich, warum sie nicht längst den Blogspot unter diesem Namen einrichteten bzw. blockierten. Vielleicht gönnen Sie ja anderen auch dieses Wortspiel ;-)

Mir jedoch schien es einfach nicht recht, unter dem Namen von anderen zu firmieren, auch nicht aus anfänglicher Unwissenheit. Daher der Rückzieher. Und daher wird nun aus München unter dem Titel "Isarkies" berichtet. Und eigentlich passt es ja fast besser als die Gsindl-Geschichte:

München ist stinkreich und voller Snobs: Daher "Kies"
Durch München fließt ein Fluss: Daher "Isar"
In der Isar liegt viel... jetzt ratet mal was. Enjoy!

PS: Einen lieben Gruß und einen ersten Link aus diesem Blog ans Münchner Gsindl!