Dienstag, 22. Mai 2012

Bürgerentscheid: Fragespielchen um die dritte Start- und Landebahn am Flughafen München

Heute lag ein Schreiben der Landeshauptstadt in meinem Briefkasten. Die Wahlunterlagen zum Bürgerentscheid gegen die dritte Start- und Landebahn am Flughafen München waren darin enthalten. Ich schreibe bewusst "gegen die dritte Start- und Landebahn am Flughafen München", denn irgendwie hatte ich beim Öffnen und Lesen des Schreibens meines Oberbürgermeisters nicht den Eindruck, "für die dritte Start- und Landebahn am Flughafen München" sein zu wollen. Das lag an der Art und Weise, wie die Fragen zu den Bürgerentscheiden gestellt wurden.

Ich zitiere:

Bürgerentscheid 1:

Ratsbegehren "3. Start- und Landebahn am Flughafen München"

Sind Sie dafür, dass die Stadt München in den zuständigen Gremien der Flughafen München GmbH - ohne sich an den den Kosten zu beteiligen - dem Projekt einer 3. Start- und Landebahn am Flughafen München zustimmt?

Bürgerentscheid 2:

"Bürgerbegehren zur Verhinderung der 3. Startbahn"

Stimmen Sie dafür, dass die Landeshauptstadt München alle ihre Möglichkeiten als Gesellschafterin der Flughafen München GmbH nutzt, um den Bau einer 3. Start- und Landebahn des Verkehrsflughafens München zu verhindern und dass die Landeshauptstadt München insbesondere in der Gesellschafterversammlung der Flughafen München GmbH keinem Beschluss zum Bau einer 3. Start- und Landebahn zustimmt?

Stichfrage:

Falls beide Bürgerentscheide jeweils mehrheitlich mit Ja oder mit Nein beantwortet werden und deshalb die Abstimmungsergebnisse nicht miteinander zu vereinbaren sind: Welche Entscheidung soll dann gelten?

Zitat Ende.

Ich weiß nicht, wie es anderen ging, als sie das Schreiben zu den Bürgerentscheiden für und gegen die dritte Start- und Landebahn am Flughafen München in Händen hielten. Mich hatte die verwinkelte Fragerei misstrauisch gemacht, und nachdem ich nach einem langen Arbeitstag nicht mehr alle Verständnissynapsen beieinander hatte und erst nach zweimaligem Lesen langsam eine Idee davon bekam, was für ein ausgschamts Fragespiel sich der Verfasser ausgedacht hatte, da wurde ich doch etwas ärgerlich: Wer dagegen ist, muss mit "Ja" antworten!

Bürgerentscheid zur dritten Start- und Landebahn am Flughafen München am Ex-Feiertag!

Nun dürfte der 17. Juni (war das nicht mal der Tag der deutschen Einheit? Ich erinnere mich dunkel, dass wir an diesem Datum feiern durften, als es noch einen anderen deutschen Staat gab, der sich zwar nicht die Mühe machte, so dumme Fragen wie für oder gegen die dritte Start- und Landebahn am Flughafen München zu stellen und lieber fraglos vor sich hintyrannisierte) möglicherweise ein von schönem Wetter bestimmter Tag werden. Hinzu kommt, dass am gleichen Tag ein Gruppenspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft im polnischen Lemberg im Rahmen der Fußballeuropameisterschaft 2012 ansteht.

Dritte Start- und Landebahn am Flughafen München wegen niedriger Wahlbeteiligung?

Fazit für mich: Hier spekuliert jemand auf niedrige Wahlbeteiligung und möglichst viele ungültig oder unwissentlich falsch abgegebene Entscheidungen der Münchner Bürger. Fußballisierte Biernasen werden der Abstimmung sowieso fernbleiben, und wenn sie sich doch noch ins Wahllokal statt ins Bierlokal verirren, werden sie garantiert mit dem Verständnis der Fragen für oder gegen die dritte Start- und Landebahn am Flughafen München ihre liebe Mühe und Not haben (aber vielleicht führen ja die Damen und Herren Wahlhelfer wie im Altenheim den Bleistift bei der Kreuzchenvergabe?!)

Keinesfalls möchte ich den Eindruck erwecken, Politik sei zum einfacheren allgemeinen Verständnis in ein einfach zu durchblickendes Schema zu pressen und erwarte nun, dass alle Entscheidungen schwarzweiß in mythischer Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse ausgefochten werden, als ob es nur Himmel und Hölle, Traum und Trauma, München oder Chelsea, Rot oder Blau oder sonstige Gegensatzpaare gäbe. Ich kann auch mit Grautönen leben, Extreme halte ich nur in der Kunst für förderlich.

Nein, keineswegs, ich kann auch den Kompliziertheiten eines Rebusrätsels, eines Labyrinths oder eines Sudokus einigen Charme abgewinnen.

Die Art und Weise der Fragestellung hat mir nur die Zornesröte ins Gesicht getrieben und mich veranlasst, mal wieder ein längeres Geschwurbel von mir zu geben. Es geht mir nicht um die dritte Start- und Landebahn am Flughafen München. Oder die vierte. Oder fünfte. Es geht einfach darum, dass der Herr Oberbürgermeister wie ein windiger Versicherungsvertreter den Fuß in die Tür drückt, in aller Eile die Optionen abklappert, einer Ablehnung ein Ja voraussetzt und sich dann auch nicht entblödet, eine weitere Frage zur Entwertung einer etwaigen Ablehnung zur Bedingung für die Gültigkeit des Ganzen zu erheben.

Pfui! Das Schreiben war ein kafkaeskes Stück Bürokratie, und allein die Art und Weise der Fragestellung verdient die Höchststrafe: Nein. Also einmal Ja gegen die dritte Start- und Landebahn am Flughafen München. Schon allein das wird mich bestimmt wieder an das frühere Feeling des 17. Juni erinnern. Wahllokal, ich komme!

Hier ein Link, wie ich den Stimmzettel die dritte Start- und Landebahn am Flughafen München ausfüllen werde.

Sonntag, 23. Oktober 2011

München erlaubt das Verbieten von Alkohol

Manche Dinge lassen sich nüchtern betrachtet kaum ertragen: Auch die Deutsche Bahn, die die S-Bahnen im Münchner Großraum betreibt, hat sich nun dazu entschlossen, Alkohol in den Zügen nicht zu dulden. Ab 11. Dezember ist Biertrinken im gesamten MVV untersagt. Seit 2009 gilt dies schon für U-Bahnen, Busse und Trambahnen in München, nun wird auch diese Lücke geschlossen.

Leider.

Persönlich ärgert es mich natürlich, dass ich nicht mehr ein mit einem Bierchen in der Hand eine S-Bahn-Fahrt genießen kann. Denn das Alkoholverbot ist ein Eingriff in den privaten Lebensstil, der einen entscheidenden Nerv individueller Selbstbestimmung trifft.

(Das geschieht ausgerechnet in einer Stadt, die jährlich mit dem Oktoberfest die größte Sauforgie der Welt ausrichtet und damit implizit den Vollsuff gutheißt. Oder ist es etwa schon wieder egal, dass die kleinste Trinkeinheit ein Liter ist? Aber man darf ja nicht an wichtigen wirtschaftlichen Standbeinen herumnörgeln ... )

Als Schutzbehauptung für die rollende Partial-Prohibition wird gern die Zahl der Jugendlichen hergenommen, die sich schon auf dem Weg zu ihren Vergnügungsorten in Clubs etc. in Stimmung bringen müssen. Jugendschutz also? Wohl eher nicht. Da sie in den Umfragen so viele Leute aus ästhetischen Gründen, einer Art Vermeidung von Fremdschämen beim Anblick Alkoholkonsumierender also, als Pro-Prohibitionisten outeten, ist wohl eher ein Schutzreflex der bürgerlichen Art der Urheber.

Alkoholverbot in Münchner S-Bahnen

Hinzu kommt der Verdrängungsreflex: Dass hier eine geistig nicht jung gebliebene Generation sich durch eine pädagogisierende Gesetzgebung in Volkserziehung übt, ist die offensichtlichste Triebfeder. Es geht schließlich darum, "anstößige" Dinge aus der öffentlichen Wahrnehmung zu drängen, ja, zu verdrängen.

Getroffen wird gerade die Jugend, die gerade miterlebt, dass ihnen jene Generation, die gerade auf ihre Kosten alle ökologischen Ressourcen verbraucht, ihnen durch ihren Verschuldungswahnsinn jede ökonomische Zukunft raubt, ihnen frech auch noch Leistungsforderungen bei gleichzeitig unbezahlbaren wie demontierten Bildungseinrichtungen stellt - und dann die Chuzpe beweist, ihnen auch das bisschen Spaß noch zu versauen, das sie davon ablenkt, ihre düsteren Zukunftsaussichten ein bisschen schönzutrinken und ihre Jugend zu genießen.

Volkswirtschaftlich ist der Nutzen der Anti-Trinkgesetzgebung anzuzweifeln. Eigentlich ist den Befürwortern zu unterstellen, dass sie nur die Wünsche eines Bevölkerungsteils befriedigen, um einen anderen Bevölkerungsteil zu gängeln. Wie bei den Nichtrauchern: Man erlaubt dem anderen nicht, was man sich selbst verbietet.

Dass der Alkoholmissbrauch von ganz allein abnimmt und die Exzesse keine Gewalttätigkeiten zeitigen, benötigt ein bisschen mehr Anstrengung als die heiße Luft einer Verbotsinflation, wie sie derzeit rund um den Alkohol stattfindet. Man muss sich halt nur anstrengen. Bildungsschancen. Berufliche Erfüllung. Überhaupt ein Job, der einen ernährt. Hier sind zu viele arm, weil ein paar wenige ihnen zu viel vorenthalten. Darauf trinke ich nicht. Höchstens auf die Verbote scheiße ich.

Ein Link:"Die Zeit" hat einen sehr guten Kommentar zum Alkoholverbot veröffentlicht.

Sonntag, 3. April 2011

Noch mehr Frühling geht net

Herrjeh, nun habe ich eine kleine Ewigkeit nicht mehr gebloggt. Was war geschehen - einmal abgesehen von Krieg, Nuklearkatastrophe, Burnout-Syndrom, Writers-Block, Familienleben? Ich verrate es nicht - wegen Krieg, Katastrophe, Burnout-Syndrom, Writers-Block, Familienleben!

Ernst beiseite, was bewegt mich zu meinem ersten Abstinenzüberwindungsblogbeitrag? Es ist Frühling, und dieses erste Frühlingswochenende hatte es in sich, da muss man einfach etwas aus sich herausgehen. Stand am Freitag nach Arbeitsschluss noch die Frage im Raum, was denn nun das Leitmotiv der folgenden Stunden sein sollte, so war doch schnell klar, in welche Richtung sich das alles entwickeln würde:


Endlich ein Sixpack!


Man musste sich nur einmal umschauen, was in den Parks loswar. Wo man sonst nur eine Handvoll Jogger, Hundegassiführer, Kinderwagenschieber und ähnliche Parkgenießer antraf, war plötzlich nichts mehr vom Grün zu sehen: Horden von zweibeinigen Lebensformen auf Kohlenstoffbasis sorgten breitflächig für ein miese CO2-Bilanz, indem sie die Grünflächen in den Parks in Beschlag nahmen und billiges Grillfleisch anschmorten. Hier eine kleine Impression aus dem Hirschgarten, der am Samstag und am Sonntag fast unerträglich voll war:

Grillmassen

Ich will aber nicht mit dem Schicksal hadern, das uns so schönes Wetter bescherte. Wer ein wenig die Augen aufmachte, konnte ein wenig abseits der lauten Massen ein bisschen Frühling in der Stadt entdecken.


frühlingsblüten

Montag, 31. Mai 2010

Der Apple fällt zu weit vom Stamm [Update]

Wie konnte das nur geschehen? frage ich mich. Ich hasse Apple. Nicht plötzlich, nicht von heute auf morgen. Eher schleichend fing es an, dass mir der massenindividualisierte gadgetgeile Mob nicht nur auf die Nerven ging, sondern gleich Aversion bis Aggression in mir auslöste. Das iPhone ist mir suspekt. Der neulich bei einem Kreativwettbewerb gewonnene iPod ging ohne Anbrechen der Verpackung als Geschenk an die Gattin. Und dieses anschluss- und funktionskastrierte Stück Rubbelplastik namens iPad kommt mir gar nicht erst ins Haus.

Bemerkenswert ist dies vor dem Hintergrund meiner Computervergangenheit: Mit einem LC II und einem Performa 475 stapeln sich liebgewonnene "Pizzaschachteln" im Hobbykeller, und sie funktionieren immer noch zuverlässig. Gleich daneben stehen Performa 630 und 4400, letzterer mit stolzen 200 MHz. Diese Kisten, die zwar ab und an mit leidiger Batteritis geschlagen sind, dokumentieren meine Computernutzung der Jahre 1994 bis 1998. Und ich hatte es genossen, auch wenn ich diese seltsame Maus fürchterlich fand.

Eigentlich war ich etwas anderes gewohnt: Apple war so etwas wie eine "zweite Liebe", nachdem meine ganz große Computerliebe, Amiga, das Zeitliche segnete durch die unselige Vermarktungsgeschichte Commodores und den Größenwahn Escoms. Wenig überaschend: Gleich neben den Apples stehen in meinem Keller die Amigas: Ein A500, ein A2000 und ein A1200. Sie laufen immer noch höchst zuverlässig, und ich benutze sie immer noch gerne. Aktuelle Erweiterungen (Indivision, Catweasel, X-Surf etc.) haben sie auf einen technischen Stand gehievt, auf dem sie sich nicht sonderlich vor anderen Computern verstecken müssen - auch wenn die bisherigen Arbeiten an einem funktionsfähigen Browser eher nette Bemühungen sind (kommt, Leute, seid ehrlich: CSS ist immer noch ein Fremdwort für einen Amiga-Browser).

Irgendwie wuchs sich der Gebrauch von Apple-Produkten zu einer nostalgischen Eskapade aus (ebenso beim Amiga): etwas geekiges, nerdiges, das man zelebrierte, auch wenn andere die Schlacht längst gewonnen hatten. So schluckte ich eben den Frust herunter, stöpselte meinen ersten PC zusammen und war ab 1999 vor allem aus beruflichen Gründen bei der Windows-Fraktion zu Hause (war ja auch sehr kurzweilig, oder??). Da ich ein sehr unausgeglichener Mensch bin, werde ich der Liste an Dingen, die ich an Apple nicht mag, keinesfalls eine Ausgleichsliste nachfolgen lassen, in der ich erkläre, was ich an Apple mag. Da ist nämlich nix... mehr.

Nein, ich hasse Apple nicht, weil ich ihnen die Gängelung ihrer Kundschaft nicht verzeihe. (Wer genug Geld hat, um so doof zu sein, hat es halt nicht anders verdient.)

Nein, ich hasse Apple nicht, weil ich ihnen und ihrem Ober-Guru Jobs die ständigen Attacken auf die Pressefreiheit nicht verzeihe. Wenn es ein PR-Gag sein sollte, mal fix das First Amendment außer Kraft setzen zu wollen, nur um herauszufinden, wer geheime Unternehmensinformationen an Blogger herausgab, der hat sowieso jede Sympathie eines aufrechten Demokraten verwirkt.

Nein, ich hasse Apple nicht, wenn ich auf dem Weg zum Hugendubel an diesem ätzenden Shop vorbeigehen muss, dessen Angestellte wie auferweckte Baptisten herumirren und ihre Kunden vor der Tür schon abfangen und danach beim Verlassen des Geschäfts Taufwillige behandeln.

Ich hasse Apple auch nicht, weil ihnen eigentlich ihre Kunden schnurzegal sind. Nicht nur, dass sie mit Anwälten über Kinder herfallen, wenn diese Verbesserungsvorschläge für Produkte abgeben, nein, sie können auch aus einer Laune (aka Strategie) heraus den Berufsstand, der sie jahrelang am Leben hielt, in die Wüste schicken. Waren es nicht die Werbeleute, die in ihren Agenturen oder Freelancer-Arbeitszimmern nur Macs stehen hatten, auf ihnen mit Macromedias (hm... Adobes?) Flash Webseiten erstellten, die einfach ein bisschen cooler waren als HTML-Gefrickle? Ihnen kündigt Apple nun die Freunschaft auf, indem sie Flash nicht auf ihren iPhones, iPads oder sonstigen iDingern haben wollen. Das heißt, dass das Internet auf Apples Hardware künftig ohne die Seiten derjenigen stattfinden wird, die diese Seiten auf Apples Hardware erstellten. Schade.

Aber das ist nicht der Hauptgrund. Ich hasse Apple wegen der rigiden Zensur, die sie den Applets - und damit deren Inhalten - angedeihen lassen. Was nicht passt, fliegt raus. Ein Regiment des Schreckens herrscht unter App-Entwicklern, die nicht Stromlinienförmiges produzieren möchten. Aber vielleicht ist das auch ein Grund, Apple zu lieben? Möglicherweise sind all die User, die das Internet in den letzen Jahren zu dem immerwährenden September verkommen ließen, irgendwann in ihren stromlinienförmigen Anwendungen auf Apple gefangen. Und unter der Oberfläche gedeiht wieder ein von der Masse unbeobachteter Wildwuchs, wie er uns immer Spaß gemacht hatte.

PS: Herrjeh, ich weiß, von unten sieht Niveau immer aus wie Arroganz, aber das musste ich einfach mal wieder loswerden. Aber Appler wissen das ja am Besten. Pardon und nix für ungut!

UPDATE (02. Juni 2010): Vor wenigen Tagen hat mich ein iPad erfolgreich durch den Flughafen-Checkin gebracht. Etwas konsterniert hatten wir nach einem Termin in Essen festgestellt, dass uns das verabredete Taxi im Stich ließ und ein neues Taxi uns vielleicht nur ganz knapp rechtzeitig zum Flughafen bringen könnte, aber bestimmt keine Zeit für einen Checkin bleiben würde. Aber da entdeckte unser mitgereister Apple-Afficionado ein App der Fluglinie auf seinem Gerät und probierte das Online-Einchecken per App aus. Das klappte auch sofort. Der Clou dabei: Er checkte nicht nur sich ein, sondern auch uns, seine beiden Begleiter, und sandte uns per mms den Boarding-Code zu. Mein Handy bekam das allerdings nicht auf die Reihe und so konnte ich nicht auf die MMS zugreifen. Aber unser Apple-Afficionado packte einfach sein iPad aus, drückte es mir in die Hand, und so gings locker durch die Kontrollen. Was ich aber bestürzend fand: Entweder waren alle so beeindruckt von der Technik oder keiner hat mehr Angst vor Anschlägen. Denn keiner kam auf die Idee, den Boarding-Code am Gate und in den Sicherheitskontrollen mal zu scannen und zu schauen, ob Code und Handybesitzer auch zusammenpassen...

Donnerstag, 11. Februar 2010

Musikindustrie ist scheiße

Tut mir leid ob der drastischen Worte. Aber das musste mal gesagt werden. Nach heute abend habe ich kein Mitleid mehr mit diesem Gesockse, und ich wiederhole es gerne tausendfach: Musikindustrie ist scheiße! Warum? Nicht, weil der Ober-Warner Bronfman meinte, dass im Digitalen jeder Song nur für Kohle rausgehen soll. Meinetwegen. Nein, ich bin heute am Amoklaufen, weil ich nach Genuss eines Choralwerks namens "Gesang der Geister über den Wassern" nach einem Gedicht von Goethe einfach mal schnell den Text und ein paar weitere Infos zum Dichterfürsten samt Werk nachgoogeln wollte. Und was muss ich sehen?



Musikindustrie ist scheiße

Das Gesockse bestimmt jetzt schon, wer was über welches Lied und welchen Dichter in welchem Land sehen darf? Ich hab so die Faxen dick. Mir trieft jetzt der Geifer aus den Mundwinkeln, der Rotz fliegt. Ich dreh die Anlage auf, dass auch der letzte Penner in meinem Wohnblock weiß, dass ich die CD mit dem Choralwerk herausgenommen habe und Lemmy's "Sucker" aus meinen Magnat-Boxen röhrt (digitale Kopie, aber das Originalalbum habe ich, und damit mach ich, was ich will!!!). Vielleicht hätte ich noch Verständnis gehabt, wenn es um einen neuen Hit von so einer gecasteten Schlampe jedweden Geschlechts gegangen wär. Oder meinetwegen das Abschiedsalbum einer überalterten Rockband (by the way, ish geh auch noch 5c0rp10n5! Im Mai. Am achten.). Aber dass ich in den Classical Archives von Deutschland aus nicht nach einem 200 Jahre alten Gedicht und dessen Vertonung nachschlagen darf, ist der absolute Gipfel der Kulturbanausenhaftigkeit, die diesem Scheißsystem innewohnt, seitdem ein paar bekiffte Wirtschafts-Orks meinen, dass sie Kultur industrialisieren könnten.



Boah, Ey, bin ich jetzt sauer!



An alle Webmaster, an alle SEOs, an alle, die eine Webseite haben und Kulturgüter und das Internet lieben: Verlinkt ab jetzt auf die Major Labels nur noch mit Wörtern wie "Scheiße", "Suckers", "Dreggsägge" und was ihr sonst für Wortwahlen übrig habt für die Bronfmans dieser Welt. Ich fang schon mal an!




PS: Bin jetzt über Proxy unterwegs. Kriege doch was ich will. Und ich scheiße auf die Major Labels.


PPS: Eigentlich nahm ich an, eine gute Erziehung genossen zu haben. Aber alles hat Grenzen.


PPPS: Letzte Woche hab ich mir die Paranoia-Satire 1941 von Spielberg original auf DVD gekauft. Hab das Ding jetzt gerippt. Schaue mir nur noch die illegale Kopie an. Aus Prinzip. Das Original steht im Regal. Die!

Montag, 25. Januar 2010

ISCH GEH WACKEN!!! UN IHR???

Har har... heute kam das unauffällige Brieflein mit der Post, inhaltig eines Dokuments, das Seinesgleichen sucht und erst in sieben Monaten seine explosive Wirkung entfalten wird. Nur ein erlesener Zirkel wird zusammenkommen, um die Helden zu feiern, die da ihre Kampflieder anstimmen werden und brabblebrabblebrabble RocknRoll brabblebrabblebrabble pathetisches Geholze brabblebrabblebrabble Lichtgestalten zeitgenössischer Kunst brabblebrabblebrabble katatonische Vielfalt brabblebrabblebrabble nix für Popper brabblebrabblebrabble...



Kurzum: "ISCH GEH WACKEN!!!"

Gleich beim Frühstück um sieben, nachdem ich die Müddeutsche, näh, Süddeutsche, von drei Stockwerk tiefer aus dem Briefkasten von dem Typen, der nachgewiesenermaßen seine Tagesroutine zwei Stunden versetzt zu meiner begeht, geholt habe, habe ich das Päcken bei ner Dosis Jever und nem Spiegelei mit BarbeQ-Soße aufgemacht:



Das mit dem Heavy Metal ist nur ein Selbsterhaltungsreflex. Er dient primär zwei Zielen:

1. Keiner soll mich für ein Weichei halten.
2. Keiner soll mich für intellektuell halten.

Ansonsten: UP THE IRONS!!!

PS: So, jetzt falte ich die Müddeutsche wieder zusammen und steck sie dem Typen unter mir wieder in den Briefkasten.

Wieder da!

Herrjeh, ist es denn wahr, dass ich ein geschlagenes Vierteljahr die Bloggerei schwänzte? Was war geschehen? Krankheit? Writer's Block? Zu viel des Privaten? Ehrlich gesagt: Von allem etwas, insbesondere ein Ausflug zur Erholung in die internetfreie Zone. Kein Gadget, keine Ladezeiten, keine Allmachtsphantasien, nur analoge Gemütlichkeit, nämlich mein Bücherregal und ich. Meine Lektüre in dieser Zeit wurde doch ein sehr beachtlicher Stapel aus toten Bäumen in Leinen oder Paperback. Mit dabei waren diesmal H.M. Enzensbergers Hammerstein, Weimar von Ursula Büttner, Herta Müllers Atemschaukel, zum 4. Mal Kafkas Prozess, zum 9. Mal Tolkiens Hobbit, Sartor Resartus von Thomas Carlyle, und natürlich mein absoluter Held: Philip K. Dick: A Scanner Darkly, Man in the High Castle und Foster, You're Dead (Alan Dean war nicht gemeint, von dem las ich Flinx). Naja, und dann noch mal den kleinen Prinzen, die übliche Neujahrslektüre, den Beowulf und einige Gedichte aus des Minnesangs Frühling (wobei ich immer noch der Meinung bin, dass die eigentlichen Stars des Mittelalters der von Morungen und Wolfram von Eschenbach waren. Garantiert wurden sie auf jeder Burgparty dieser Zeit anzitiert.
So. Viel gelesen, was gelernt? Dass ich mehr schreiben soll.