Sonntag, 23. Oktober 2011
München erlaubt das Verbieten von Alkohol
Leider.
Persönlich ärgert es mich natürlich, dass ich nicht mehr ein mit einem Bierchen in der Hand eine S-Bahn-Fahrt genießen kann. Denn das Alkoholverbot ist ein Eingriff in den privaten Lebensstil, der einen entscheidenden Nerv individueller Selbstbestimmung trifft.
(Das geschieht ausgerechnet in einer Stadt, die jährlich mit dem Oktoberfest die größte Sauforgie der Welt ausrichtet und damit implizit den Vollsuff gutheißt. Oder ist es etwa schon wieder egal, dass die kleinste Trinkeinheit ein Liter ist? Aber man darf ja nicht an wichtigen wirtschaftlichen Standbeinen herumnörgeln ... )
Als Schutzbehauptung für die rollende Partial-Prohibition wird gern die Zahl der Jugendlichen hergenommen, die sich schon auf dem Weg zu ihren Vergnügungsorten in Clubs etc. in Stimmung bringen müssen. Jugendschutz also? Wohl eher nicht. Da sie in den Umfragen so viele Leute aus ästhetischen Gründen, einer Art Vermeidung von Fremdschämen beim Anblick Alkoholkonsumierender also, als Pro-Prohibitionisten outeten, ist wohl eher ein Schutzreflex der bürgerlichen Art der Urheber.
Alkoholverbot in Münchner S-Bahnen
Hinzu kommt der Verdrängungsreflex: Dass hier eine geistig nicht jung gebliebene Generation sich durch eine pädagogisierende Gesetzgebung in Volkserziehung übt, ist die offensichtlichste Triebfeder. Es geht schließlich darum, "anstößige" Dinge aus der öffentlichen Wahrnehmung zu drängen, ja, zu verdrängen.
Getroffen wird gerade die Jugend, die gerade miterlebt, dass ihnen jene Generation, die gerade auf ihre Kosten alle ökologischen Ressourcen verbraucht, ihnen durch ihren Verschuldungswahnsinn jede ökonomische Zukunft raubt, ihnen frech auch noch Leistungsforderungen bei gleichzeitig unbezahlbaren wie demontierten Bildungseinrichtungen stellt - und dann die Chuzpe beweist, ihnen auch das bisschen Spaß noch zu versauen, das sie davon ablenkt, ihre düsteren Zukunftsaussichten ein bisschen schönzutrinken und ihre Jugend zu genießen.
Volkswirtschaftlich ist der Nutzen der Anti-Trinkgesetzgebung anzuzweifeln. Eigentlich ist den Befürwortern zu unterstellen, dass sie nur die Wünsche eines Bevölkerungsteils befriedigen, um einen anderen Bevölkerungsteil zu gängeln. Wie bei den Nichtrauchern: Man erlaubt dem anderen nicht, was man sich selbst verbietet.
Dass der Alkoholmissbrauch von ganz allein abnimmt und die Exzesse keine Gewalttätigkeiten zeitigen, benötigt ein bisschen mehr Anstrengung als die heiße Luft einer Verbotsinflation, wie sie derzeit rund um den Alkohol stattfindet. Man muss sich halt nur anstrengen. Bildungsschancen. Berufliche Erfüllung. Überhaupt ein Job, der einen ernährt. Hier sind zu viele arm, weil ein paar wenige ihnen zu viel vorenthalten. Darauf trinke ich nicht. Höchstens auf die Verbote scheiße ich.
Ein Link:"Die Zeit" hat einen sehr guten Kommentar zum Alkoholverbot veröffentlicht.
Sonntag, 3. April 2011
Noch mehr Frühling geht net
Ernst beiseite, was bewegt mich zu meinem ersten Abstinenzüberwindungsblogbeitrag? Es ist Frühling, und dieses erste Frühlingswochenende hatte es in sich, da muss man einfach etwas aus sich herausgehen. Stand am Freitag nach Arbeitsschluss noch die Frage im Raum, was denn nun das Leitmotiv der folgenden Stunden sein sollte, so war doch schnell klar, in welche Richtung sich das alles entwickeln würde:
Man musste sich nur einmal umschauen, was in den Parks loswar. Wo man sonst nur eine Handvoll Jogger, Hundegassiführer, Kinderwagenschieber und ähnliche Parkgenießer antraf, war plötzlich nichts mehr vom Grün zu sehen: Horden von zweibeinigen Lebensformen auf Kohlenstoffbasis sorgten breitflächig für ein miese CO2-Bilanz, indem sie die Grünflächen in den Parks in Beschlag nahmen und billiges Grillfleisch anschmorten. Hier eine kleine Impression aus dem Hirschgarten, der am Samstag und am Sonntag fast unerträglich voll war:
Ich will aber nicht mit dem Schicksal hadern, das uns so schönes Wetter bescherte. Wer ein wenig die Augen aufmachte, konnte ein wenig abseits der lauten Massen ein bisschen Frühling in der Stadt entdecken.
